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Tips für den Plastikmodellbau
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- Erstellt: Sonntag, 01. März 2009 19:04
- Geschrieben von Lothar Schlüter
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Wie beim Kartonmodellbau wird auch beim Plastikmodellbau eine Grundausstattung an Werkzeugen, Zubehör und Farben sinnvoll. Sicherlich entwickelt sich mit den Jahren diese und jene neue Erkenntnis, aber in der Umsetzung werden bestimmte Standardwerkzeuge immer wieder benötigt. Ideal wäre der Umstand, man verfügt über einen separaten Bastelraum in dem auch kleinere Maschinen wie Ständerbohrmaschine, Drehbank (klein) und vielleicht auch eine kleine Fräsbank vorhanden sind. Dieses wäre aber ein Idealzustand, über den nicht jeder verfügt und somit im familiären Wohnumfeld innerhalb des Hauses oder Wohnung gearbeitet werden muss. Wie schon von mir beim Kartonmodellbau angesprochen, einige Hinweise zur Standardausrüstung.
Dazu sollten gehören:
- Ein Messerset mit separat auswechselbaren Klingen, Schlüsselfeilen, Seitenschneider (groß und klein), kleine Montagezangen, Klemmen, Pinzetten unterschiedlicher Ausführungen, Scheren, Stecknadeln, Wäscheklammern (ca. 10), Angelsehne (20ziger), dünne Kordelschnur, Pinsel-set mit Palette zum mischen von Farben, Bleikugeln (aus Anglerbedarf), kleine Drahtbürste, Schleifpapier (sehr fein), Klebeband, Ringgummis unterschiedlicher Größen, Modelliermasse, Bastelsäge und Modellbauspachtel sowie entsprechender Klebstoff sollten vorhanden sein. (Etwas salop formuliert - man könnte eigentlich alles gebrauchen bzw. verwenden. Oder???)
Nun einige Tips zum allgemeinen Ablauf
- Im Plastikmodellbau hat man weit aus mehr Möglichkeiten am zu bauenden Modell etwas zu verändern, als es im Kartonmodellbau möglich ist. Nicht alle Hersteller von Modellbausätzen sind qualitativ gut. Hersteller wie Revell, Italeri, Zvezda, Dragon oder "kopro", sind für mich persönlich Namen, von denen ich immer wieder Modellbausätze kaufen würde. Der meist oft verschmähte Hersteller Amodel, tut derzeit viel zur Verbesserung seines Rufes und glänzt mit einer für mich sehr breiten Palette von Bausatzangeboten. Wenn man sehr auf die professionelle Gestaltung seines Plastikmodells wert legt, dann sollte man auch die heutigen Möglichkeiten nutzen wie in der Beschaffung von gesonderten Cockpitbausätzen, Ätzteilen und Landeklappen sowie die Verfügbarkeit von Abziehbildern für die Gestaltung von Sonderbemalungen u.a.m..
- Beim Kauf eines Modellbausatzes sollte man schon darauf achten wie ist die Qualität der gepressten Teile. Sind die Kanten sauber und vor allem die Gravuren. Sind hier schon größere Mängel erkennbar, sollte man den Bausatz getrost liegen lassen. Man sollte auch nicht davor zurück schrecken, sich die Verpackungen der Bausätze immer öffnen zu lassen. In einem guten Modellbaugeschäft gehört dies zur Normalität.
- Eine der wichtigsten Fragen, die man sich stellen und beantworten muss, sollte sein - "Was will ich?" und "Wie will ich es erreichen?" Dabei sollten realistische Ziele gesteckt und keine Vorstellungen aus Träumen und Wünschen abgeleitet werden. Ich spreche es so an, weil ich als achtjähriger so noch nicht dachte und die Umsetzung meiner Wünsche und Ideen auf wenig Verständnis bei den mich umgebenden Personen stieß. (Zum Teil auch heute noch.) Anfänglich hatte ich Modelle nur aus reiner Freude am bauen gefertigt. Dies änderte sich im Laufe der Zeit und man begann zielgerichtet nach Modellbausätzen Ausschau zu halten, um diese dann zu bauen. Mit meiner heutigen Modellsammlung lassen sich Entwicklungslinien im sowjetisch/russischen Militärflugzeugbau nachvollziehen und geschichtliche Situationen und Ereignisse, wie sie während des "Kalten Krieges" von beiden Seiten praktiziert wurden, darstellen. Aber weiter zum Plastikmodellbau.
- Wenn ich heute einige Internetseiten von Modellbaufreunden sehe und die von ihnen präsentierten Modelle - die ich auf meiner Homepage auch habe - dann bin ich von einigen begeistert. Die Modelle von den MiG-21 oder MiG-29, TU-28/TU-128 oder TU-95 sowie die SU-24 begeistern mich immer wieder aufs Neue. Nur sollte man nicht in den Fehler verfallen, dann eigene bis dahin geltende Maßstäbe über Bord zu werfen. Im Plastikmodellbau kann man eben eine ganze Menge an optischen Effekten erzielen. Ausdauer und Geduld bleiben nun mal das A + O. Einige Modellbaufreunde sagen, sie sind keine Freunde von längeren Projekten. Sie möchten alles zügig hinter einander weg ab arbeiten. Muss jeder für sich entscheiden. Manche Projekte sollten schon reifen, um dann entsprechend ausgeführt zu werden.
- Nun weiter zu den Bautips. Wie ich schon im Bereich des Kartonmodellbaues erwähnte, sollte man sich hier auch mit dem Modellbausatz und dessen Bauanleitung sehr intensiv befassen. Wichtig dabei ist zu erkennen, wo sind Mängel, die ich mit welchen Mitteln beheben kann, und wo muss ich bei der Montage bereits vorher den Pinsel oder die Spritzpistole zur Anwendung bringen. Es empfiehlt sich z. B. den gesamten Cockpitbereich vor der Montage farblich zu gestalten. Die Fahrwerksschächte und Federbeine, einschließlich der Räder, werden ebenfalls vor der Montage farblich behandelt. Wie beim Kartonmodellbau gilt auch hier, bevor verleimt wird, wird angepasst. Größere Ungenauigkeiten sollten mit Spachtel ausgeglichen werden. Kleinere Fugen kann man mit dem Kleber von Revell "Contacta Professional" verschließen. (Ein nacharbeiten mit Feile oder Schleifpapier ist dabei meist nicht nötig.)
- Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass die größten Probleme meist mit der Montage des Rumpfes beginnen. Die Probleme sind meist von Bausatz zu Bausatz unterschiedlich, aber damit fängt das Geduldspiel meistens an. Bevor verleimt wird, sollte wirklich alles passen was mit diesem Arbeitsschritt mit montiert werden soll. Wie z.B. das Cockpit, Triebwerksansaugschächte, Bugradschacht, Bombenschacht, Heckschützenstand usw. Bei manchen Bausätzen ist das Seitenruder Bestandteil der Rumpfteile. Wenn man das Modell mit Ruderausschlag gestalten will, sollten, wenn im Bausatz nicht vorgesehen, das Pendelruder herausgeschnitten werden. Lohnt sich bei größeren Maßstäben immer. Für die Verleimung kann man mit Klemmen, Gummis oder Klebeband die Rumpfteile fixieren und stabil zusammen halten. Sollten dennoch größere Spalten zurück bleiben, werden diese verspachtelt oder mit Modelliermasse ausgeglichen und verschlossen.
- Für die Montage der Tragflächen, Höhenruder und Seitenruder sind meistens nicht so große Arbeitsschritte erforderlich. Ausnahmen bilden Modelle mit veränderbarer Tragflächengeometrie (Schwenkflügler) bzw. Modelle, welche im Bausatz beweglich gehaltene Ruderausschläge vorsehen. Neu ist bei einigen Herstellern auch, dass die Vorflügel und die Landeklappen an den Tragflächen im ausgefahrenen Zustand gestaltet werden können. Selbst die Trimmruderflächen können bei einigen Modellen für den Betrachter dargestellt werden. (Ist aber in der Regel nur über Zusatzbausätze zu realisieren.) Für mich ist dies eine Bereicherung in den einzelnen Modellbausätzen.
Bei der Montage der Tragflächen sollte auf eine gute Passgenauigkeit der Teile geachtet werden. Farblich sind meistens die Fahrwerksschächte vorher zu gestalten. Die Anpassung an den Rumpf ist meistens abhängig vom Modelltyp. Ist das Flugzeugmodell ein Mittel- oder Schulterdecker oder weisen die Tragflächen eine Negativstellung zum Flugzeugrumpf auf. Ein fixieren der Tragflächen mit Sekundenkleber ist dann sinnvoll oder man baut sich eine entsprechende Halterung für das Verleimen der entsprechenden Tragflächenteile. Nach dem Anpassen mit Sekundenkleber, können die Fugen zwischen Rumpf und Tragfläche mit dem Revell-Kleber "Contacta Professional" versiegelt werden (empfiehlt sich bei kleineren Maßstäben). Beim montieren von beweglichen Tragflächen wird es etwas schwieriger, da die dazugehörige Mechanik mit eingebaut werden muß. Diese Mechanik wird in der Regel im mittleren Rumpfsegment untergebracht und die Bauabfolge ist auch darauf abgestimmt. Trotzdem sollte darauf geachtet werden, ob sich die beweglich gehaltenen Tragflächenteile nach der Montage in gleicher Position befinden oder abweichen. Auf der sicheren Seite befindet man sich, wenn man auf der Mechanikseite einer der beiden Tragflächen ein Stück stabilen Kartons oder Plaste ober- und unterhalb aufleimt, so dass ein abkippen der Tragflächenteile verhindert wird. Dieser Arbeitsschritt ist aber abhängig von der Mechanik im Bausatz. Eine Skizze wäre jetzt hier sicherlich auch sehr hilfreich. (Kann im dokumentierten Bauablauf MiG-23MF nachgesehen werden.)
- Die Ausführung des Fahrwerkes ist ebenfalls von Bausatz zu Bausatz (im Maßstab 1:72) in der Qualität recht unterschiedlich. Bewährt hat sich bei mir, die Federbeine, die Räder, die Klappen und die Hydraulikstreben für die Federbeine und Klappen vor der Montage farblich zu behandeln. In Bausätzen wo die Räder aus zwei Hälften bestehen, sollte vor dem Verleimen geprüft werden, ob die Räder in der Lauffläche ausreichend breit sind oder ob eine Verbreiterung sinnvoll erscheint. Hier sind Fotos vom jeweiligen Flugzeugtyp sehr wichtig. Modellbausätze kleinerer Flugzeuge weisen in der Regel die Räder als ein gespritztes Teil aus und lassen dem Modellbaufreund wenig Chancen hier noch etwas zu verändern. Aus meiner Erfahrung sind sie in der Lauffläche fast alle zu schmal gehalten. Für die Montage der Fahrwerksklappen sollte man sich vorher ansehen (Fotos oder Video) wie das Fahrwerk ein- bzw. ausgefahren wird. Somit erhält man eine wesentlich bessere Übersicht über die Positionen der Klappen und ihren Streben. Die meisten Bauanleitungen sind hier etwas nachlässig in der korrekten Darstellung. Das betrifft auch die Positionierung der Scheinwerfer.
- Mit der Gestaltung der Bewaffung und der Avionik gibt man seinem Modell den für mich entscheidenden Charakter. Die Angebote in den Bausätzen sind hier auch in der Qualität und Quantität sehr verschieden. Bei meinen MiG- und Suchoj-Modellen haben ich diese schmerzliche Erfahrung als großen Nachteil empfunden. Meine MiG-Modelle sind immer noch nicht auf den Antennenstatus nachgerüstet, den sie eigentlich im Original aufweisen. Gleiches gilt auch für meine Suchoj-Modelle. Hier ist man als Modellbaufreund gefordert und man kann eigentlich nur über Fachliteratur und entsprechendem Fotomaterial aktiv werden. Für die Gestaltung von Antennen ist dünner Draht oder dünne Steck- und Nähnadeln geeignet. Glasfieber oder Angelsehne sind ebenfalls gutes Material. Bei der Bewaffnung sehe ich in der letzten Zeit einige Veränderungen. Die zugeordneten Raketen (Luft-Luft oder Luft-Boden) werden in der Qualität besser und im Bausatz auch vielfältiger. Für amerikanische Flugzeugtypen sind auch gesonderte Bewaffnungsbausätze auf dem Markt was sich für die russischen oder ehemaligen sowjetischen Modelle vielleicht auch noch ändern wird. Bei Zvesda und Amodel bin ich da sehr zuversichtlich. Die Konfiguration der Bewaffnung ist in der Regel mit der Typisierung des Flugzeuges vorgegeben. Änderungen sind hier meist nur sinnvoll, wenn man andere Kenntnisse und Informationen hat. Zum Beispiel, wenn an einer Außenlaststation für Luft-Luft-Raketen Doppellafetten Verwendung finden. Diese sind in der Regel im Bausatz nicht enthalten.
- Die Gestaltung der Cockpithauben fällt ebenfalls von Bausatz zu Bausatz recht unterschiedlich aus. Die Möglichkeit ein geöffnetes oder geschlossenes Cockpit zu gestalten, ist hier nicht das Problem. Meistens sind das Material und die schlechte Passgenauigkeit die Dinge, welche den Modellbaufreund auf eine Geduldsprobe stellen. Hier hat sich bei mir bewährt, erst die Passgenauigkeit herzustellen, bevor bemalt und verleimt wird. Wie schon beim Kartonmodellbau erwähnt, hat sich für die Klarsicht bewährt, die Cockpihaubenteile beidseitig mit Klarlack (glänzend) zu überstreichen. Ein gutes Pinselset ist hier natürlich Voraussetzung für eine perfekte Bemalung. Ebenfalls das Abkleben von Flächen. Irgendwo hatte ich jetzt gelesen, das Revell einen neuen Kleber für Glasteile herausgebracht hat, der das Anlaufen der Glasflächen vermeidet. Eine sinnvolle Ergänzung für den Modellbaumarkt. Bei größeren Maßstäben (1:32 oder 1:48) kann man bei bestimmten Flugzeugtypen auch auf gesonderte Bausätze für Cockpits zurückgreifen. Manche Modellbausätze enthalten auch Ätzteile, wo meist auch Teile für das Cockpit dabei sind, auf die man dann zurückgreifen kann. Für die Gestaltung von Antennen, Statikentlader und Scheibenwischer (dort wo vorhanden) eignen sich Plastikborsten von Besen und Straßenbesen am besten.
- Für die Bemalung und Aufbringung der Abziehbilder oder heute auch Decals genannt, kann man ebenfalls unterschiedliche Arbeitsschritte benutzen. Die Bemalung kann mittels Pinsel erfolgen oder in Spritztechnik ausgeführt werden. Je nach Modellbausatz hat sich bei mir bewährt, das man bestimmte Bereiche und Teile am Modell mit dem Bauablauf auch schon farblich gestaltet bzw. die entsprechenden Decals aufbringt, bevor verleimt wird. Ich weiß aus Artikel in Modellbauzeitschriften, dass auch viele Modellbaufreunde die einzelnen Teile und Teilbereiche am Modell erst farblich gestalten, bevor sie sie verleimen. Es ist auch sicherlich nicht ganz einfach, ein fertig montiertes Modell anschließend farblich zu bearbeiten. Nach der Endmontage sollten wirklich nur noch Pinsel Ausbesserungen anstehen. Für die Aufbringung der Abziehbilder/Decals ist in sofern etwas mehr Sorgfalt gefragt, weil die Qualität manchmal sehr unterschiedlich ausfällt. Mit Qualität meine ich, dass es Decals gibt, die leicht reißen und in der Farbqualität etwas blass erscheinen, wenn sie auf Sichtschutz-Bemalungen aufgebracht werden. Der oft bemängelte Umstand, das Decals nach der Aufbringung einen "Silberschimmer" annehmen, habe ich meist damit verhindert, dass ich alle meine Modelle nach Fertigstellung mit Klarlack (Seidenmatt) über lackiert habe. Damit bleiben die Abziehbilder/Decals versiegelt und gegen unbeabsichtigte Beschädigungen geschützt. Außerdem läßt sich eine mit Seifenlauge durchgeführte Säuberung wesentlich besser realisieren.
- Sicherlich ließe sich die Palette von Tips und Ratschlägen noch erweitern, da dieser oder jener Modellbaufreund noch andere Erfahrungen und Tricks beisteuern könnte. Als Leser der Zeitschrift "FLiEGER-REVUE", freue ich mich über die neu gestaltete Rubrik zum Modellbau. Dort findet man ebenfalls Anregungen zum Plastikmodellbau.
- Diese hier von mir gegebenen Tips werden für manchen professionellen Modellbauer nichts Neues darstellen. Aber es gibt sicherlich viele junge Menschen, welche sich den Modellbau nähern möchten und dafür Anregungen und Hilfestellungen benötigen. In diesen Sinne möchte ich meine gegebenen Tips einordnen. Mit der Dokumentation von Bauabläufe, werde ich künftig diesen oder jenen Verweis auf bestimmte Tips etwas hervor heben.
Überarbeitet: 03. Dezember 2015