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Kartonmodellbau in der DDR / Teil-1
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- Erstellt: Donnerstag, 07. Dezember 2023 17:52
- Zuletzt aktualisiert: Sonntag, 10. Dezember 2023 16:09
- Geschrieben von Lothar Schlüter
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Geschichte des Kartonmodellbaus in der DDR
Da sich die Wartungsarbeiten für die Internetseite www.kranich-modellbogen.de noch etwas in die Länge ziehen werden, beabsichtige ich - mit dieser Beitragsseite beginnend - einzelne Kerngedanken dieser Seite hier zu publizieren.
Der Anfang
Mit der Verlagsgründung des Verlages „Junge Welt“ im Dezember 1951 wurde der Grundstein gelegt, um eine optimalere Zeitungs- und Zeitschriftenarbeit für Kinder und Jugendliche zu entwickeln. Der bis dahin bestehende Verlag „Neues Leben“ (seit 1947 aktiv) unter Verantwortung der FDJ (Freie Deutsche Jugend) und der Verlag „Junge Welt“ wurden neu strukturiert, so dass der Verlag „Neues Leben“ sich ab 1952 mit der Publikation von Büchern befasste. Der Verlag „Junge Welt“ war der Redaktion der Tageszeitung „Junge Welt“ angeschlossen und verantwortlich für viele Zeitschriften wie „Bummi“, „Trommel“, „Atze“, ABC Zeitung“, „Fröhlich sein und singen“, das „Mosaik“ und anderen. Das Jahr 1953 war unter anderen auch davon geprägt, von vorbereitenden Aktivitäten die unter anderen das Erscheinen von neuen Zeitschriften zum Inhalt hatten. So unter anderen die Berufung der Redaktion „Fröhlich sein und singen“, die im Speziellen für das Erscheinen der Zeitschrift „Fröhlich sein und singen“ („Frösi“) ab dem Jahr 1954 verantwortlich war. Mit der Herausgabe dieser speziellen Kinderzeitschrift entwickelt sich die Idee, mit Bastelbeilagen die sinnvolle Freizeitgestaltung bei Kinder und Jugendlichen im positiven Sinne zu inspirieren. Diese Idee wurde dann später auch von anderen gesellschaftlichen Organisationen wie der GST (Gesellschaft für Sport und Technik) aufgegriffen und weiterentwickelt. Aus der Redaktion „Fröhlich sein und singen“ ging dann im Jahr 1958 die spezielle Redaktion „MODELLBOGEN“ hervor, die sich ausschließlich mit der weiteren Ausgestaltung und Entwicklung des Kartonmodellbaus beschäftigte. In diese Zeitspanne (Anfang der 50iger Jahre) lassen sich auch die Aktivitäten des „Ferdinand Krick-Verlages (Ferdinand Krick-Verlag KG / Leipzig C1)“ sowie des VEB Postkarten-Verlag / Berlin C2, einordnen.
Gedächtnisprotokoll
über Recherche zum Verlag “Junge Welt” und seiner Kranich-Modellbogen
- Ausgangspunkt war ein Hinweis (Mitte des Jahres 2009) von meinem Sohn über Auktionen bei ebay, wo Kranich-Modellbögen angeboten werden
- Im November 2009 ersteigerte mein Sohn den Kranich-Modellbogen “Sowjetischer Überschallbomber” und die Sonderheftausgabe “DDR in Karton - eine Dokumentation” des Mitteldeutschen Kartonmodell-Verlages.
- Erste Versuche von mir Fr. Marianne Brommecker übers Internet zu kontaktieren. Keine Reaktionen auf meine Anfragen.
- Weitere Versuche von mir den Freundeskreis “Kranich-Modellbögen” sowie die Internetadresse von Prof. Dr. Ing. habil. Helge Bergander zu kontaktieren. Ebenfalls im November 2009. Keine Reaktion auf meine Anfragen.
- Am 30.11.2009 E-Mail-Anfrage an den cfm-Verlag in München. Antwort von Herrn Michael Müller als Vertreter des Verlages. (Antwort liegt in Schriftform vor.) Danach telefonische Rücksprache mit Herrn Müller. Herr Müller gab sein Einverständnis zu der von mir geäußerten Absicht, die Reprints von Kranich-Modellbögen in meine Präsentation auf der Homepage <Lothar-schlueter-modellbau.de> einzubeziehen. Von Hr. Müller bekam ich die Auskunft, dass die Lizenzrechte eine Weiterführung und den Ausbau des Reprint-Angebotes aus finanziellen Gesichtspunkten nicht erlauben.
- Im Januar 2010 Anfrage an die Redaktion der Zeitschrift “junge welt”. (Antwort liegt ebenfalls in Schriftform vor) Kernaussage der Antwort, die Zeitschrift “junge welt” erscheint nicht mehr im Verlag “Junge Welt”, da dieser 1990 vom Tessloff-Verlag Nürnberg übernommen worden ist.
- Im Februar 2010 Anfrage an den Tessloff-Verlag zum Thema Lizenzrechte bei den Kranich-Modellbögen. (Antwort liegt in Schriftform vor) Kernaussage der Antwort. Der Tessloff-Verlag verfügt über keine Lizenzrechte bei den Kranich- und Pinguin-Modellbögen sowie dem Typensammler. Diese Lizenzrechte liegen bei den Autoren.
- Danach Konsultation mit Rechtsanwaltskanzlei zur beabsichtigten Präsentation meiner Sammlung von Kranich-Modellbögen auf meiner Homepage. Da ich mit meiner Idee und Präsentation keine kommerziellen Zielstellungen verfolge und den Urheberrechtsschutz der Autoren und Konstrukteure nicht verletze, erfolgten keine Einwände. Damit begann Anfang 2010 der Testlauf auf meiner Homepage.
- Nach dem Start auf meiner Homepage bekam ich zahlreiche Anfragen und Bitten dieses Thema weiterzuführen und eventuell auszubauen. Zwischenzeitlich erwarb ich das Sonderheft Teil 1 “DDR in Karton - eine Dokumentation” vom Mitteldeutschen Kartonmodell-Verlag. Mehrere Versuche meinerseits, mit den Vertretern dieses Verlages in Kontakt zu kommen, scheiterten.
- Anfang 2012 legte mir mein Sohn auch ein Konzept über eine eigenständige Internetseite zum Thema “DDR-Kranich-Modellbogen” vor. Hier entstand nach längeren Gesprächen und dem vorliegenden Sonderheft des MKV die Idee, eine neue Seite im Internet zum Thema Kranich-Modellbogen zu gestalten.
- Im Juli und August 2012 versuchte ich Kontakte zu Helge Bergander und Hans Räde herzustellen. Von Hans Räde erhielt ich über Herrn Günter Senf als Vertreter des “HANSE SAIL Verein” Rostock eine Antwort, verbunden mit der Bitte, mich im Weiteren an die Vertreter des MKV zu wenden. Da Helge Bergander und Hans Räde das 90zigste Lebensjahr bereits seit längerem überschritten haben, respektierte ich den Wunsch, sie aus Alters- und Gesundheitsgründen nicht weiter zu behelligen.
- Danach hatte ich mehrere Telefonate mit Herrn Dietmar Heinze und Frau Marianne Brommecker mit der Zielstellung, mich vorzustellen und ein mögliches Treffen vorzubereiten. Ein mögliches Treffen für den Monat Dezember 2012 wurde in Aussicht gestellt. Leider nicht stattgefunden, da keine Terminabsprache.
- Zeitgleich hatte ich versucht über meine Homepage Modellbaufreunde zu diesem Thema anzusprechen. Mit Herrn Roland Krone und Herrn Ingolf Hoppe sowie Herrn Reinhard Laukamp meldeten sich die ersten Modellbaufreunde, die mir ihre Hilfe zusagten. Weitere Modellbaufreunde folgten mit Herrn Ulrich Günscht, Hans-Jürgen Rosenkranz, Herrn Detlef Heinrich, Herrn Wolfgang Constabel, Herrn Gerd Kaminski, Herrn Frank Fuhrmann, Bernd Kothera u. a.
- Am 23.02.2013 erstes Treffen mit Herrn Dietmar Heinze und Frau Marianne Brommecker während einer Ausstellung zum Modellbau im FEZ Berlin-Wuhlheide. Nach fast 4stündigem Gespräch keine substanziellen Ergebnisse. Sehr reservierte Verhaltensweise von beiden mir gegenüber. Wir beendeten die Gesprächsrunde mit der Absicht in Kontakt zu bleiben und uns gegenseitig bei Projekten zu helfen.
- Oktober 2013 erneutes Zusammentreffen mit Herrn Heinze, während eines Besuches der Modellbaumesse in Leipzig. Meine Absicht, Herrn Heinze mit einem freundlichen Hallo zu begrüßen, wurde von ihm nicht angenommen und er begann im Beisein von Zeugen, mich auf die übelste Art zu beschimpfen.
Zusammenfassung
- Im Ergebnis meiner bisherigen Aktivitäten vermute ich eine rechtliche Grauzone, wenn es um das Thema Kranich-Modellbogen und Kartonmodellbau aus der ehemaligen DDR geht. Diese Situation scheint auch mehreren Beteiligten bewusst zu sein.
- Durch meine Recherche erfuhr ich, dass die Reprint-Angebote des cfm-Verlages aus München Raubkopien sind. Dazu gab es juristische Auseinandersetzungen, in deren Folge der cfm-Verlag Lizenzrechte erwerben musste und damit verbunden, finanzielle Konsequenzen für den cfm-Verlag.
Berlin, November 2013 Lothar Schlüter
Weiterführende Gedanken zur geschichtlichen Entwicklung
Bereich Redaktion „MODELLBOGEN“ / Personal, Struktur, Kompetenz
- Mit der Herausgabe der Kranich-Modellbogen und der Pinguin-Ausschneidebögen mit einem gesonderten Logo, wurde diese Redaktion in der Personal- und Leitungsstruktur (Funktions- und Stellenplan) des Verlages „Junge Welt“ gesondert ausgewiesen und geführt. Die Redaktion war personell mit dem verantwortlichen Redakteur, einer Sekretärin und einer Teilzeitkraft im Stellenplan des Verlages geführt. In der zentralen Planung des Verlages, hatte die Redaktion eigene Plankennziffern.
- Die Redaktion war auch mit sehr weitreichenden Kompetenzen ausgestattet worden wie u. a. das Schließen von Verträgen wie Honorarverträge mit den Konstrukteuren bzw. Verträge mit ausländischen Redaktionen, die im Bereich Modellbogen / Modellbau tätig waren.
- Die Redaktion konnte selbständig Exportverträge mit Polen, der CSSR, der UdSSR und Kuba abschließen. Was teilweise auch sehr intensiv gemacht wurde. Über 50 Kranich-Modellkonstruktionen gingen als Modellvorlagen nach Polen und eine nicht näher bezifferbare Zahl von Kranich-Modellkonstruktionen und Pinguin-Ausschneidebogen gingen in die CSSR und erschienen dort als „Smena“- Modellbogen. Zu diesem Bereich sind wir gegenwärtig auf der Suche nach tschechischen Modellbaufreunden, die uns hierzu helfend und weiterführende Erkenntnisse vermitteln können. Die Zusammenarbeit mit dem polnischen Verlag „Maly-MODELARZ“ war teilweise recht unterschiedlich organisiert. So gibt es Kranich-Modellkonstruktionen wie die AN-2, den PKW Tatra 603, den PKW P 70 und das Flugzeug Brigadyr L-60, welche 1 zu 1 übernommen worden sind. Die Umschlagseiten und die Kartonqualität der Bastelseiten waren dem Standard von „Maly-MODELARZ“ angepasst. Bei den tschechoslowakischen Smena-Kranichen und Smena-Pinguinen, wurde die Gestaltung der Umschlagseiten mit dem Smena-Logo im Titel verändert und die Bezeichnung in der tschechischen Sprache ausgeführt. Die Bastelseiten wurden unverändert gedruckt. Bei den Kranich-Modellkonstruktionen gab es Veränderungen bei der Gestaltung der Bastelseiten mit Metallfolie. Diese Bastelseiten mit Metallfolie wurden einfach auf silberfarbenen Karton gedruckt.
- Für die weitere Unterstützung und Optimierung der Redaktionsarbeit, wurde ein Beirat von 7 Personen berufen. Dazu gehörte:
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- Gerhard Stieff Konstrukteur und Grafiker
- Herbert Thiel Konstrukteur und Grafiker
- Herr Feye Ministerium für Post- u. Fernmeldewesen
- Herr Buttler Herstellung im Verlag JW
- Herr Stark Verlagsleitung / Verlagsdirektion
- Gerhard Kunter verantwortlicher Redakteur
- Herr Selke Instrukteur des Verlages JW
Interessant und zu beachten! Es gab Anfang der 60ziger Jahre die Idee bzw. Überlegung, das aus allen sozialistischen Staaten, alle in diesen Aufgabengebiet Tätigen, zusammen in eine gemeinschaftliche Organisationsstruktur zu vereinigen. Diese Idee ging vorrangig von den Vertretern der DDR und der CSSR aus. Man vertrat die Auffassung, dass sich die Auswahl von Objekten und die Konstruktionsvielfalt dadurch verbessern ließe. Ein größerer Kreis von Interessierten sollte somit erreicht werden, die Werbung verbessert und die Herstellung optimiert werden. Der Verlag „Junge Welt“ strebte eine Führungsposition an, da die Qualität der Kranich-Modellbogen und der Pinguin-Ausschneidebögen sich herumgesprochen hatte und als unstrittig angesehen wurde. Die Leipziger Frühjahrs- und Herbstmesse 1963 sollte hierzu genutzt werden, um mit den Organisationen / Redaktionen der Länder Polen, UdSSR, CSSR, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Kuba und Jugoslawien entsprechende Vereinbarungen abzuklären bzw. zu treffen. Mit Polen, Ungarn und der CSSR gab es bereits eine sehr intensive Zusammenarbeit.
Zusammenfassung
Über die Geschichte des Kartonmodellbaus in der DDR ist einiges schon publiziert und öffentlich debattiert worden. Die Geschichte des DDR Kartonmodellbaus, soll von mir auch nicht neu geschrieben oder anderweitig interpretiert werden. Ich möchte in der weiteren öffentlichen Debatte versachlichende Argumente und neue erhellende Erkenntnisse vermitteln bzw. einbringen. Jeder Modellbaufreund, der diese Zeitspanne bewusst erlebte, wird mit seinen ganz eigenen Erinnerungen sich dieses Themas zu wenden. Egal, ob alle Aspekte dabei berücksichtigt oder durch den zeitlichen Abstand schon etwas verblasst sind.
Ich hatte Eingangs festgestellt, dass der Ideengeber und Wegbereiter der Entstehung und Entwicklung des Kartonmodellbaus in der DDR, das Ministerium für Volksbildung war. Es galt in der DDR als ein gesamtgesellschaftliches Anliegen, wenn es darum ging, Kindern und Jugendlichen ein sinnvolles Dasein zu ermöglichen. Dazu gehörten u. a. die Kinderzeitschriften und Presseerzeugnisse, die diesem Anliegen dienen sollten. Mit dem Erscheinen der Kinderzeitschrift „Fröhlich sein und singen“, kurz „Frösi“ genannt, entstanden Ideen und Überlegungen, diese Zeitschrift inhaltlich mit interessanten Beilagen auszugestalten. Dabei standen der Redaktion für diese Zeitschrift, kompetente und engagierte Mitarbeiter zur Verfügung. Zwei von diesen Mitarbeitern waren Werner Zorn und Klaus Friedrich.
Im Laufe der Anfangsjahre gestalteten sich ihre Modell- bzw. Bastelbeilagen als die Höhepunkte, wenn die Kinderzeitschrift „Frösi“ monatlich erschien. Da die Modellkonstruktionen anfänglich als Auftragsprojekte vergeben wurden, waren die Typenauswahl bereits vorgegeben. Die Qualität und Quantität der Modellkonstruktionen entwickelte sich ebenfalls im schnellen Tempo, so dass sie nicht mehr als einzelne Modell- und Bastelbeilagen für die Kinderzeitschrift Verwendung fanden, sondern als eigenständige Modellbogen erschienen. Die Ausschneidebogen erblickten in diesen Zusammenhang das Licht der Welt. Damit ergaben sich natürlich gleich ganz andere Probleme, die da hießen, wie soll eine weitere Bewerbung aussehen, wie die Herstellung und der Vertrieb gesichert werden. Und nicht zu vergessen, mit welcher Auflagenstärke soll gearbeitet werden. Im Mittelpunkt stand dabei, die ausreichende Betreuung des Feriendienstes, der an Schulen und betrieblichen Ferieneinrichtungen durch den Zeitschriftenverlag „Junge Welt“ abgedeckt werden sollte.
Diese Betreuungsfunktion zieht sich wie ein roter Faden über den gesamten Zeitraum, wenn es um die Entwicklung des Modellbaus und insbesondere des Kartonmodellbaus in der DDR geht.
Aber auch Fragen der Rentabilität standen von Anbeginn im Mittelpunkt dieser Entwicklungsarbeit. Positiv bleibt zu vermerken, dass die Redaktion „MODELLBOGEN“ mit Gewinn gearbeitet hat und dieses in den Archivunterlagen nachvollzogen werden kann. Der verfügbare Personalbestand bei den Konstrukteuren entwickelte sich anfänglich stabil und erfasste bis in die 60ziger Jahre hinein ca. 17 bis 20 Personen. Dabei sind die Konstrukteure, welche nur in den 50ziger Jahren aktiv dabei waren wie Ralf Hartkopf, Gerhard Böhme, Hartwig Habelmann, Klaus Kohlhoff, Helmut Kühnert, Henry Weise, Herbert Gradi und Werner Kopka nicht berücksichtigt. Was die berufliche Qualifikation der Konstrukteure betrifft, ist selbst in den Archivunterlagen wenig Bekanntes erfasst. Bei Herbert Thiel und Gerhard Stieff sowie einigen anderen Konstrukteuren, werden als Beruf Grafik-Designer angegeben. Soweit ich recherchieren konnte, war Helge Bergander der einzige Akademiker mit einem Ingenieurstudienabschluss unter den Konstrukteuren (Bin mir mit dieser Aussage aber nicht sicher, ob sie so formuliert Bestand haben wird. ???). Er war viele Jahre an der Technischen Universität Dresden im Rahmen einer Professur tätig. Einige Konstrukteure waren nicht nur im Rahmen der Redaktion „MODELLBOGEN“ aktiv, sondern auch in anderen Verlagshäusern, welche sich mit dem Thema Modellbogen beschäftigten. Die Tätigkeit als Konstrukteur erfolgte ehrenamtlich und mit Vertragsabschluss, wenn eine Modellkonstruktion in Auftrag gegeben worden ist. Dabei sollte auch ein Planungsvorlauf von einem Jahr bis zu eineinhalb Jahre pro Modellbogen und Modellkonstruktion eingehalten werden, um eine verbesserte Planungsübersicht zu erreichen.
Bei den Modellkonstruktionen sollten zwei Grundsätze weitere Beachtung finden:
- Die Modellkonstruktion von Funktionsmodellen.
- Die Modellkonstruktion von Präsentationsmodellen.
Zu beachten war! Seit Anfang bzw. Mitte der 60ziger Jahre, war die Publikation eines Bastelbuches sowie eines „Plaste-Modellbogens“ permanent im Gespräch. Bei der Redaktion „MODELLBOGEN“ sowie auch in übergeordneten Leitungsebenen, wurde regelmäßig über den Stand der Entwicklung berichtet.
Zusammenfassend kann man sagen, das der Kartonmodellbau in der DDR keine herausragende Rolle oder Stellung einnahm, sondern mit seiner Entstehung und Entwicklung, eine Bereicherung für die sinnvolle Freizeitgestaltung bei Kindern und Jugendlichen sowie auch den Erwachsenen angestrebt worden ist. Mittel und Möglichkeiten waren hierfür vorhanden und auch Personal, was in diesen Bereich des gesellschaftlichen Lebens in der DDR, sehr engagiert tätig geworden war. Für Sammler steht nach wie vor die offene Frage, wo kann eine chronologische Übersicht, über alle veröffentlichten Publikationen für diesen ganz konkreten Bereich, eingesehen werden. Diese Frage und Überlegung, muss aus jetziger Sicht mit „… nicht möglich“ oder „… nicht realisierbar“ beantwortet werden. Da ich noch mit dem Tessloff-Verlag im Gespräch darüber bin, ob eventuelle Arbeitsunterlagen der Redaktion „MODELLBOGEN“ oder des Lektorates „Buch und Modellbogen“ im Archiv erfasst sind, können keine abschließenden Fakten genannt oder formuliert werden. Mit dem Bundesarchiv prüfe ich das Vorhandensein weiterer Unterlagen, da ich auf andere Themen- und Stichwörter aufmerksam geworden bin. Damit möchte ich sagen, dass die Recherche im Bundesarchiv noch nicht abgeschlossen ist. Soweit es mein Zeitrahmen zulassen wird, werde ich im Monat April/Mai wieder im Bundesarchiv aktiv.
Aus der präsentierten Übersicht zum Verlag „Junge Welt“, wird mit den erfolgten Veränderungen in der Verlagsstruktur sichtbar, wie sich der Kartonmodellbau aus der öffentlichen Wahrnehmung langsam zurückzog. Mit dem Ende der Tätigkeit der Redaktion „MODELLBOGEN“ Ende der 60ziger bzw. Anfang der 70ziger Jahre, erfolgte ein regelrechter Bruch was die Qualität und Quantität der Modellkonstruktionen und Typenauswahl betraf. Die Entwicklung des Plastik-Modellbaus in der DDR bot anfänglich eine Alternative zum Kartonmodellbau, glänzte aber nicht gerade mit herausragenden Bausätzen, so dass Länder wie Polen und die CSSR auf bessere Abläufe und Ergebnisse verweisen können. Die Typenauswahl im Plastik-Modellbau der DDR beschränkte sich hauptsächlich auf Flugzeugmodellbausätze und Raumfahrttechnik. Schiffsmodellbausätze waren überhaupt nicht präsent, dafür aber im sowjetischen Plastikmodellbau. In der Sowjetunion entstanden Schiffsmodellbausätze wie der Atomeisbrecher LENIN und ARKTIKA sowie eine Vielzahl an Panzermodellen, welche mit Fernsteuerungstechnik komplettiert werden konnten. Manche Bausätze waren gleich mit Motoren und Steuerungstechnik ausgestattet.
Als Fazit für den DDR Kartonmodellbau bleibt die Feststellung, dass eine positive Entwicklung hinsichtlich der Typenauswahl und der Modellkonstruktionen erreicht werden konnte, aber eine langfristige und kontinuierliche Entwicklung nur über einen zeitlich begrenzten Zeitraum möglich war. Die anfänglich optimistisch stimmenden Ergebnisse und Aktivitäten, erreichten in den 60ziger Jahren ihren Höhepunkt. Die sehr ehrgeizig gesteckten Ziele, fanden in den 70ziger und 80ziger Jahren keine Fortsetzung. Welche einzelnen Gründe dafür verantwortlich zeichnen, könnte über eine etwas ausführlichere Studienarbeit analysiert werden. Die genannten Probleme bei der Planung, der Herstellung und des Vertriebes waren keine unlösbaren Probleme. Der Plastikmodellbau war mit seinem Einzug und Entwicklung eine Bereicherung des Modellbaus Allgemein. Die Entwicklung, die es im Freizeitbereich bei Kindern und Jugendlichen gab, sollte ebenfalls nicht unberücksichtigt bleiben. Technische Entwicklungen und ihre Ergebnisse haben Auswirkungen auf das Leben der Menschen und verändern auch das Interesse beim Menschen für bestimmte Themen. Siehe die heutige Kommunikationstechnik und den damit einhergehenden Veränderungen im Verhalten von Menschen. Es ist heute einfacher auf die Menschen zu achten, die ohne Handy in der Hand unterwegs sind, als umgekehrt. Viele Modellbaufreunde werden mir zustimmen, dass das Interesse am Kartonmodellbau weiter rückläufig ist und sich zunehmend auf eine bestimmte Altersgruppe zu beschränken scheint. Auf Modellbauausstellungen wird dieser Entwicklungstrend immer wieder sichtbar. Es scheint so, als wenn das gesellschaftliche Interesse für den Kartonmodellbau, kaum noch vorhanden ist. Für viele Modellbaufreunde, welche in Clubs und Vereinen organisiert sind, ist es einfach deprimierend feststellen zu müssen, wenn ihre Vorschläge zum Freizeitbereich an oder in Schulen, von diesen abgewiesen werden. Das Internet mit seinen umfangreichen Möglichkeiten in der Kommunikation, scheint heute der Bereich zu sein, wo Menschen ansprechbar sind und auch die Bereitschaft mitbringen, sich ansprechen zu lassen. Ich hoffe, es wird sich die Erkenntnis irgendwann durchsetzen, dass diese heutige Kommunikationstechnik und Sozialmedien eine veränderte Stellung einnehmen und eine veränderte Nutzung erfahren werden.
Da es sehr umfangreiche Dateien sind, welche hier bewegt werden müssen, wird die Ausgestaltung einen entsprechenden Zeitrahmen beanspruchen. Die bereits in der Rubrik "Kranich-Modellbogen" veröffentlichten Beiträge sind von dieser Orientierung nicht betroffen.
Fortsetzung folgt mit Kartonmodellbau in der DDR / Teil-2!
Berlin, 10.12.2023 Lothar Schlüter