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Buchkritik zum Typenkompass OKB MiG - Flugzeuge seit 1939

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Auf dieser Seite werde ich eine Buchkritik zum Buch "Typenkompass MiG - Flugzeuge seit 1939" vom Motorbuch-Verlag Stuttgart veröffentlichen.

OKB-MiG

In den zurückliegenden Jahren erschienen zunehmend Publikationen über MiG-Flugzeuge in der deutsch- und englischsprachigen Fach- und Sachliteratur. Vordergründig handelt es sich dabei um einzelne Typenbeschreibungen der bekanntesten Entwicklungen und ihrer Varianten, wie z.B. der MiG-29 „Fulcrum“.

Im Typenkompass „MiG-Flugzeuge“, herausgegeben am 30. September 2011, von Rudolf Höfling im Motorbuch Verlag, wird der Versuch unternommen, den weltberühmten Flugzeughersteller und seine Produkte, beginnend mit der MiG-1 aus dem Jahr 1939 bis zur MiG-35, vorzustellen.

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Das Buch Typenkompass vom Motorbuch Verlag, Postfach 103743, 70032 Stuttgart, ISBN 978-3-613-03335-1 vom Autor Rudolf Höfling, habe ich geschenkt bekommen und nach dem Lesen mit kritischen Anmerkungen versehen. Ausgangspunkt meiner kritischen Anmerkungen sind das Wissen über und um Details über das OKB - MiG (Mikojan - Gurewitsch) sowie die von Karl-Heinz Eyermann im transpress Verlag Berlin verlegten Bücher mit dem Titel "MiG - Flugzeuge".

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Der Autor Rudolf Höfling ist laut amazon freier Fotograf bei der Austria Presse Agentur und Mitarbeiter der Luftfahrtzeitschriften FLUGZEUG und ÖFH - Nachrichten. Einem breitem Publikum ist er seit Beginn der 90er Jahre durch Veröffentlichungen in deutsch- und englischsprachigen Modellbau-Zeitschriften bekannt. Bedauerlicherweise erreicht dieser Typenkompass nicht das Niveau und auch nicht die qualitativen Aussagen eines Karl-Heinz Eyermann in seinen Publikationen über MiG - Flugzeuge.

Der 2011 im Alter von 79 Jahren verstorbene Karl-Heinz Eyermann hatte tiefe Einblicke in die Forschungen zur Luft- und Raumfahrttechnik und kannte viele Wissenschaftler und Militärexperten persönlich, was sich auch in der hohen Fach- und Sachkompetenz seiner Publikationen widerspiegelt. Eyermann hatte in der DDR in gemeinsamer Zusammenarbeit mit dem Illustrator Ralf Swoboda zahlreiche Bücher nicht nur im Militärverlag veröffentlicht. Im Nachlass dieses Ausnahmeexperten entdeckte man neben rund 10 000 Originalfotos auch noch bisher unveröffentlichtes Film- und Tonmaterial. Eigenartigerweise bezieht sich Wikipedia bei seinen inhaltlichen Aussagen zu MiG - Flugzeugen auch auf Karl-Heinz Eyermann und nicht auf Höfling.

Aber zurück zum Typenkompass. Neben den zahlreichen grammatikalischen und orthographischer Mängeln, schmälern auch nicht nur die Druckfehler den Gesamteindruck dieses Werkes. Es sind vor allem die Falschaussagen und Fehlinterpretationen, die dem geneigtem fach- und sachkundigem Leser / Betrachter nicht nur ein Stirnrunzeln hervorbringen lassen. Ich werde nicht jede Seite dieses Taschenbuches einer Betrachtung in meiner Kritik unterziehen und mich auch nur auf einige Aussagen konzentrieren. Geschichtlich und historisch falsch schon die Aussage unter der Überschrift „Firmengeschichte auf einen Blick“ – ich zitiere: „ Die ersten MiG - Flugzeuge erschienen kurz vor dem Eintritt der Sowjetunion in den Zweiten Weltkrieg und bis zum Erscheinen der MiG-15, dem zweiten.....“ Die Formulierung „..Eintritt der Sowjetunion in den Zweiten Weltkrieg ...“ erzeugt schon bei mir den Zweifel um das Wissen des Autors von geschichtlichen Fakten und bestärkt mich eher in meinen Gesamteindruck, dass er mit dem gesamten Buch eine eher oberflächliche Herangehensweise dokumentiert. Die Sowjetunion ist immer noch vom faschistischem Deutschland am 22. Juni 1941 überfallen worden und musste sich gegen diesen Aggressor in einem von deutscher Seite geführten Vernichtungskrieg zur Wehr setzen. 

Nun aber zu einigen Details, die meines Erachtens nicht nur irreführend, sondern komplett falsch sind.

Seite 83

Oberes und mittleres Foto zeigen keine MiG-21 PF, sondern MiG -21 MF der ungarischen und slowakischen Luftstreitkräfte.

Seite 89

Textaussage zur MiG-21 bis N (als Träger für taktische Nuklearwaffen ) ist sachlich falsch. Die Bezeichnung MiG-21 bis N hat es offiziell so nicht gegeben. Es handelt sich hierbei um die MiG-21 SMT, welche für den Trägereinsatz von taktischen Nuklearwaffen vorgesehen war, hierfür eine gesonderte Cockpitausrüstung erhielt und dafür die Außenlaststation unter dem Rumpf umgerüstet wurde. Diese MiG 21-Variante befand sich nur bei den sowjetischen Luftstreitkräften im Einsatz und wurde auch nur dort geflogen.

Seite 91

Oberes Foto zeigt keine MiG-21 PF, sondern eine MiG-21 PFM mit der taktischen Nummer 473 der LSK (Luftstreitkräfte) der NVA der DDR.

Abschnitt „Schwere Jäger“ ab Seite 92

 Der gesamte Abschnitt zum Thema schwere Jäger kann so nicht unwidersprochen akzeptiert werden. Er ignoriert die Entwicklungs- und Testzeiten mit mehreren Versuchjägern aus der MiG-19 und MiG-21 sowie der I-75F. Es war nicht die E-152 , auf deren Grundkonzeption sich alle anderen Versuchstypen, wie u.a. die E-166 hervorgegangen sind. Die E-166 war unter der Bezeichnung Je-150 / E-150 als Versuchprojekt entstanden und diente reinen Erprobungs- und Testzwecken, wie sie später bei der Entwicklung der MiG-25 zur Anwendung kamen. So wurden in/bei der E-166 ein neues Triebwerk, die Steuerungstechnik, Avionik und neue Werkstoffe getestet, die für die weitere Entwicklung von der MiG-25 von entscheidender Bedeutung waren. Die Entwicklungskonzeption der E-152 war integrierter Bestandteil dieser Entwicklungsphase. Eine gesonderte Typisierung der E-152 und E-166 für den Truppendienst erfolgte deshalb nicht, weil mit der Entwicklung der MiG-25 ein leistungsstärkeres Jagdflugzeug verfügbar wurde, und im OKB Suchoj bereits die Entwicklungen zum leistungsstärkerem Luftverteidigungsjäger SU-15 vor dem Abschluss standen. Auch hier hätte der Autor auf Karl-Heinz Eyermann zurückgreifen können. U.a. im Werk 

Eyermann

Seite 96

In der Textspalte rechts, unterer Abschnitt , ich zitiere: „MiG–25 RB wurden auch in einige Länder des Warschauer Paktes sowie in den Nahen Osten und Fernen Osten geliefert, wobei ab 1971 auch Personal der V-VS (Sowjetische Luftwaffe) die von Ägypten angekauften Flugzeuge begleiteten.“

An dieser Stelle hätte der Autor seine Kompetenz unter Beweis stellen können, wenn er die Mitgliedsstaaten des Warschauer Vertrages benannt hätte, welche die MiG – 25 angekauft und in ihren Luftstreitkräften geflogen haben. Diese Aussage ist grundlegend falsch, denn diese Situation gab es überhaupt nicht. Innerhalb des Warschauer Vertrages wurde die MiG-25 nur von den sowjetischen Fliegerkräften geflogen und befand sich anfänglich (mit Indienststellung für den Truppendienst) auch nur auf dem Territorium der UdSSR im Einsatz. Ausnahmen bildeten die Militärflugplätze der GSSD (Gruppe der sowjetischen Streitkräfte in Deutschland) in Eberswalde-Finow und in Werneuchen. Hier wurde jeweilig eine Staffel MiG–25 stationiert, welche vordergründig Aufklärungs- und Abfangaufgaben gegenüber der in Großbritannien stationierten amerikanischen Lockheed SR-71A „Blackbird“ zu erfüllen hatten.

Die in Ägypten stationierten MiG-25 wurden von sowjetischen Piloten geflogen und befanden sich dort auf der Grundlage eines militärischen Beistandsabkommen zwischen der Sowjetunion und Ägypten (als Folge des Suezkrieges und der militärischen Aggressionen seitens Israel). Gleiches gilt für die in Syrien und im Irak stationierten MiG-25. Wobei beim Irak zu ergänzen wäre, dass die dort stationierten MiG-25 irgendwann im Laufe der 80iger Jahre in den Bestand der irakischen Luftwaffe wechselten (auf Grund innenpolitischer Veränderungen im Irak, wie das Verbot der Kommunistischen Partei und der Verfolgung ihrer Mitglieder und Sympathisanten und Wechsel zu einer proamerikanischen Politik), aber keine großen „Einsatzerlebnisse“ hatten, da diese Maschinen durch die irakischen LSK nicht eingesetzt werden konnten. Dieser Umstand bzw. Fakt, war für die damalige Sowjetunion nicht mehr primär, da mit dem Übertritt eines sowjetischen Piloten samt seiner MiG-25 nach Japan, das Geheimnis der MiG-25, kein Geheimnis mehr war. Außerdem befand sich zu diesem Zeitpunkt schon die Entwicklung der MiG-31 in ihrer Testphase.

Abschließendes Resümee meinerseits zum vorliegendem Typenkompass und das ist meine rein persönliche Bewertung. Es ist ein Typenkompass den die geneigte Fachwelt hinsichtlich „MiG-Flugzeuge“ nicht benötigt und von der restlichen Kundschaft ruhig wieder in der Buchhandlung ins Regal zurück gestellt werden kann, wenn man sich schon dorthin verirrt hat. Die Fotos sind auch nicht so spektakulär, dass man dieses Buch besitzen muss. Technische Daten, wie auch andere Aussagen zur jeweiligen MiG sind bereits bei wikipedia einsehbar, wie auch entsprechende Fotostrecken im www.. Wie bereits erwähnt, stützen sich die Aussagen bei wikipedia vordergründig auf die hohe Fach- und Sachkompetenz der Publikationen von Karl-Heinz Eyermann.

Wie ich in den vergangenen Tagen lesen konnte, wurde vom Motorbuch-Verlag ein weiterer Typenkompass mit dem Titel "Tupolew seit 1922" vom Autor Rudolf Höfling herausgegeben. Dieser Typenkompass ist in einer 1. Auflage 2012 erschienen. Ich habe ihn erworben und zwischenzeitlich gelesen. Es ähneln sich die grammatikalischen und orthographischen Mängel, mit denen im Typenkompass zu den MiG-Flugzeugen. Als politischen Aufhänger nutzte man die Repressalien der Stalinzeit, welche auch um Andrej Nikolajewitsch Tupolew (Андрей Николаевич Туполев) keinen Bogen gemacht haben. Das auf der Seite 12 geäußerte Fazit zur sowjetischen Außen- und Militärpolitik ist nicht nur politisch naiv formuliert, sondern paßt nahtlos in die heutige oberflächliche Betrachtung von geschichtlichen Ereignissen und Fakten. Besonders wenn es um Russland und seine Geschichte geht, nimmt man es nicht mehr so genau. Der Autor scheint sich durch Unkenntnis über Ereignisse und Fakten westlicher Außen- und Militärpolitik hervorzutun. Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht weiter sagen.

Berlin,  20. 11. 2015          Lothar Schlüter     

 

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