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Tag des Sieges 9. Mai 2025 - Besuch in Minsk (Ein Reisebericht von Lothar Schlüter)
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- Erstellt: Montag, 09. Juni 2025 17:23
- Zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 30. Oktober 2025 15:00
- Geschrieben von Lothar Schlüter
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80. Jahrestag des Tages des Sieges im Großen Vaterländischen Krieg
9. Mai 2025 in Minsk der Hauptstadt der Republik BELARUS
(Ein Reisebericht von Lothar Schlüter



Anlässlich des 80. Jahrestages des Sieges im Großen Vaterländischen Krieg erreichte unsere Gesellschaft für Deutsch-Russische Freundschaft e. V. eine Einladung nach Minsk, um an den Feierlichkeiten in der Republik Belarus teilzunehmen. Als Gesellschaft waren wir mit Vertretern unseres Vereins an den Feierlichkeiten in Kaliningrad, Wolgograd, Minsk und natürlich in Berlin präsent.
Ich reiste also mit Woldemar Ewald als Vertreter der Gesellschaft für Deutsch-Russische Freundschaft nach Minsk. Für den Transfer von Berlin nach Minsk und zurück nutzten wir das Bus-Unternehmen“Ecolines“. So starteten wir am Dienstag, den 06.05.2025, um 15:00 Uhr am ZOB in Berlin. Da wir nur 8 Fahrgäste waren bewegten wir uns in einer entspannten Atmosphäre. Dazu kam noch, dass wir in einer etwas abgetrennten Sitzgruppe unsere Plätze hatten.
Wir fuhren in Polen über ein gut ausgebautes Autobahn- und Straßennetz. Man sah sprichwörtlich, wo Fördergelder der EU in Infrastruktur investiert worden sind. Gegen 23:00 Uhr trafen wir am ZOB in Warschau ein. In Warschau hatten wir 2 Stunden als Umsteigezeit Aufenthalt. Bis zur Weiterfahrt nach Minsk hatten wir also etwas Freizeit, mit der wir nicht allzu viel anfangen konnten. Restaurants und Cafes gab es keine bzw. schlossen die Bistros gerade. Da wir uns gut auf die lange Busfahrt vorbereitet hatten, gelang es uns bei anderen Busfahrern (aus Belarus) Kaffee und Tee zu organisieren. Unsere Eindrücke von Warschau wurden dadurch getrübt, dass wir erleben mussten, wie man Obdachlose Menschen aus den Bahnhofshallen regelrecht herausprügelte.
Um 01:00 Uhr bestiegen wir unseren Bus zur Weiterfahrt nach Minsk. Jetzt waren wir 13 Passagiere an Bord des Busses. Viele machten es sich zur Nachtruhe gemütlich, ich nutzte das Fernseh- und Filmprogramm, was über einen Bildschirm am Sitzplatz genutzt werden konnte. Zum generellen Service in den Bussen gehörten Automaten, wo Tee und Kaffee in allen Variationen erhältlich waren. Als ein besonderes Moment hob ich immer hervor, dass es für mich die ersten Automaten waren, wo ich kein Geld hineinschieben musste, bevor ich dann etwas bekam. Gegen 04:30 Uhr, es dämmerte bereits, erreichten wir den Grenzübergang in Brest. In der Vorbereitung auf unsere Reise waren wir bereits darauf hingewiesen worden, dass die Abfertigungszeiten in astronomische Höhen abgleiten konnten. Von 9 bis 12 Stunden war da die Rede. Also hatte ich auf die Uhr geschaut und konnte nach 45 Minuten einen kleinen Rekord vermelden, der darin bestand, dass wir auf polnischer Seite (auch EU Seite) innerhalb von 45 Minuten abgefertigt waren. Dafür hatten wir auf belarussischer Seite ein zoll-technisches Problem mit dem Bus, so dass sich dann schnell 2 Stunden Wartezeit entwickelte.
Was sich bereits in den Nachtstunden in Warschau ankündigte, wurde jetzt immer intensiver wahrnehmbar. Es wurde von den Temperaturen her winterlich. Das Thermometer zeigte -6 C°. Diese winterlichen Temperaturen sollten für die nächsten Tage unser Begleiter bleiben.
Nach der Grenzpassage gestaltete sich unsere Weiterfahrt nach Minsk entspannt. Wir befuhren Autobahnen, wo es keine LKW-Kolonnen gab, dafür aber gepflegte Landschaften und Orte die wir passierten.
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Nachfolgend Bilder von der Busfahrt
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Unsere Ankunft in Minsk
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Nach fast 20stündiger Busfahrt erreichten wir den Bus-Bahnhof in Minsk. Wir erkannten schnell, dass sich der Bus-Bahnhof in unmittelbarer Nähe des Minsker Hauptbahnhofes befand. Ähnlich wie in Warschau. Ich wollte eine kurze Rauchpause einlegen und musste feststellen, dass das Rauchen nur auf dafür vorgesehene Raucherinseln möglich war. Und diese R-Insel befand sich ein paar hundert Meter entfernt.
Wie verabredet, meldete sich Pavel am Telefon. Die Begrüßung war sehr herzlich, da ich Pavel aus der Zeit seiner Tätigkeit in der Botschaft der Republik Belarus in Berlin kannte. Für die anderen Anwesenden war es ebenfalls eine Überraschung.
Wir fuhren zügig ins Hotel und Pavel informierte uns während der Fahrt über den weiteren Ablauf des Tages. Es war bereits 12:30 Uhr und wir hatten um 14:00 Uhr unser erstes Arbeitstreffen im Haus der Freundschaft. Nachdem wir im Hotel eingecheckt hatten und auch gleich Geld getauscht hatten, hieß es die Anzugsordnung zu verändern und auf die Abholung zu warten.
Arbeitstreffen im Haus der Freundschaft
bei der Belarussischen Gesellschaft für Freundschaft und kulturelle Beziehungen mit dem Ausland
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Unser erster Arbeitsbesuch in Minsk führte uns in das Haus der Freundschaft. Es ist der Sitz der Belarussischen Gesellschaft für Freundschaft und kulturelle Beziehungen mit dem Ausland.
Wir waren zu 14:00 Uhr mit der Leiterin, Nina Ivanova, verabredet und wurden sehr herzlich Willkommen geheißen. Nina Ivanova informierte uns darüber, dass unser Arbeitsgespräch aufgezeichnet wird und bat uns, am Ende unseres Treffens für ein Interview bereit zu sein. Wir sollten uns als deutsche Gäste zum Thema „Antifaschismus“ und über unsere Motivation – warum wir als Deutsche nach Minsk gekommen sind, um an den Feierlichkeiten des 80. Jahrestag des Tages des Sieges am 09. Mai teilzunehmen, äußern.
Mit Nina Ivanova tauschten wir nicht nur Freundlichkeiten zum gegenseitigen Kennenlernen aus. Wir sprachen auch über traditionelle Haltungen und Aktivitäten aus der Zeit der Gesellschaft für deutsch-sowjetische Freundschaft in der DDR und dem Verhältnis zur Sowjetunion. Wir verabredeten die Zusammenarbeit zwischen unserer Gesellschaft für Deutsch-Russische Freundschaft e. V. und der Republik Belarus wieder neu zu beleben. Dazu wollen wir mit einzelnen Projekten einen Neuanfang beginnen.
Ein Blick auf die Uhr signalisierte uns, dass wir aufbrechen sollten, um unseren nächsten Termin zu 16:00 Uhr wahrnehmen zu können.
Arbeitstreffen im Haus der Jugend der Republik Belarus
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Wir trafen pünktlich zu unserem Treffen mit Vertretern des Jugendverbandes am Haus der Jugend ein. Wir wurden begrüßt von Pavel Aleksa, Michail Grinchik und von Zlata Vladimirovna Grishchenko sowie weiteren anwesenden Mitgliedern des Jugendverbandes.
Danach begaben wir uns in einen Ehrenhain und ehrten mit Blumen herausragende Vertreter des Jugendverbandes Komsomol, während des Großen Vaterländischen Krieges. Anschließend gab es ein kurzes Meeting für die anwesenden Verbandsmitglieder. Vor dem Haus der Jugend gab es noch ein Erinnerungsfoto, bevor wir dann zu einem Rundgang durch das Haus eingeladen wurden. Dabei stand die Führung durch das Traditionskabinett im Mittelpunkt.
Für die weitere Ausgestaltung des Traditionskabinetts habe ich Pavel Aleksa zugesagt, dass ich ihnen weitere Exponate aus unserer Geschichte der DSF (Gesellschaft für deutsch-sowjetische Freundschaft), der FDJ (Freie Deutsche Jugend) und der DDR zur Verfügung stellen werde.
Anschließend begaben wir uns in das Arbeitszimmer von Pavel und führten im Beisein von Zlata Vladimirovna und Michail ein herzliches Gespräch. Es gab Tee, Kaffee mit süßem Gebäck. Wir informierten unsere Gastgeber über das Leben in der westlichen Welt, so wie es sich für uns nach dem Ende der DDR in der Bundesrepublik Deutschland gestaltete. Gegen 20:00 Uhr bedankten und verabschiedeten wir uns bei unseren Gastgebern mit dem Versprechen, dass wir weiter in Kontakt bleiben und uns wiedersehen.
Da unser Betreuer Pavel andere wichtige Termine kurzfristig übernehmen musste, machten Woldemar und ich einen Spaziergang durch Minsk und fuhren mit der Metro und dem Trolleybus zurück zu unserem Hotel. Die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel wie Metro oder Trolleybus kostete im Einzelfahrschein 1,00 belarussischen Rubel. Umgerechnet etwa 33 Cent.
Wir waren zwischenzeitlich fast 36 Stunden ununterbrochen auf den Beinen und uns überkam langsam die Müdigkeit. In einem kleinen „Bistro“ in der Nähe unseres Hotels haben wir noch eine Kleinigkeit gegessen und ein Bier getrunken. Dabei gesellten sich 3 Männer zu uns, die uns auf „deutsch“ ansprachen. Im Gespräch stellte sich heraus, dass sie ihren Militärdienst in der DDR abgeleistet hatten.
Für den Folgetag war vormittags für uns ausschlafen angesagt, so dass wir zur geplanten Kranzniederlegung um 14:00 Uhr wieder einsatzbereit auftreten konnten.
Kranzniederlegung am 8. Mai zum Gedenken an die Opfer des Minsker Gettos


Visite im Museum über die Geschichte
"Des Großen Vaterländischen Krieges"
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Der Besuch des Museums über die Geschichte „Des Großen Vaterländischen Krieges“ war sehr beeindruckend. Die präsentierten Exponate sowie die Gesamtgestaltung vermitteln einen sehr guten Überblick des Geschehens. Vieles weckte Erinnerungen an Museumsbesuche in Leningrad, Moskau und Wolgograd. Die Darstellung der Partisanenbewegung ist menschlich sehr bewegend.
Hier möchte ich erwähnen, dass wir mit unserem Besuch in Minsk ankündigen konnten, dass wir aus dem Nachlass von Generalleutnant a. D. Karl Kleinjung aus dem Ministerium für Staatssicherheit der DDR Bilder und Dokumente übergeben werden, die Karl Kleinjung als Aufklärungsoffizier der Roten Armee in den Partisanenabteilungen auf dem Gebiet von Weißrussland zeigen. Sie werden im Museum einen würdigen Platz einnehmen.
Nach unserem Aufenthalt im Museum haben wir unseren Betreuer Pavel zu einem gemeinsamen Essen eingeladen. Pavel führte uns in ein sehr bekanntes Lokal in der Altstadt von Minsk. Wir waren von der Größe und der inneren Architektur der Gaststätte überwältigt. Da wir keine Vorreservierung hatten, mussten wir eine kleine Besonderheit akzeptieren, die darin bestand, dass wir ein Zeitfenster von max. 3 Stunden als Aufenthaltszeit zur Verfügung hatten. Wir akzeptierten und arbeiteten uns durch die Speisekarte. Dabei erfuhr ich, dass die Kartoffelpuffer ein Nationalgericht in Belarus sind. Sie werden mit verschiedenen Beilagen angerichtet und schmeckten hervorragend. Mir wurde auch klar, dass ich im Hotel zum Frühstück auch Kartoffelpuffer mit Spiegelei gereicht bekam. Eine Besonderheit unseres Restaurantbesuches ergab sich aus dem Ablauf, da wir in der kurzen Zeit des Essens mit dem Trinken nicht hinterherkamen. Wir schafften gerade mal je 2 Stogramm „Stolitschnaja“ und 2 Halbeliter Bier. Wir waren uns darin einig, wenn wir das in Berlin erzählen, das Glaubt uns kein Mensch. Damit endete für uns der 8. Mai den wir als Tag der Befreiung verinnerlicht haben.
9. Mai - Tag des Sieges / День Победы
Freitag, der 09. Mai 2025, begann für uns im Hotel mit einem guten Frühstück. Da wir vormittags keine Termine hatten, nutzten wir das schöne Wetter zu einem Spaziergang und zum Einkauf. Wieder im Hotel, packten wir unsere Koffer und die gekauften Andenken von unserem Besuch in Minsk.
Gegen 16:00 Uhr machten wir uns auf dem Weg zum vereinbarten Treffpunkt. Mit dem Trolleybus, einem 3 Rubel Taxi sowie mit der Metro erreichten wir das Zentrum von Minsk. In der Metro war bereits erkennbar, dass ganz Minsk auf den Beinen zu sein schien. Wir hatten auch nach Leuten Ausschau gehalten, welche die Menschen mit angedrohter Gewalt zur Teilnahme an der Militärparade zwangen. Trotz unserer erhöhten Aufmerksamkeit waren solche Leute einfach nicht zu finden. Da es aus Sicherheitsgründen mehrere Sperrbereiche bis zur Tribüne gab, mussten wir diese Strecken zu Fuß absolvieren, da es keine Nutzung von Verkehrsmitteln gab. Wir erreichten gegen 19:20 Uhr unseren Stellplatz an der Haupttribüne. Wir standen direkt auf Höhe mit den angetretenen Truppenteilen. Der Anblick war beeindruckend. Im Umfeld lief ein Kulturprogramm und die Menschen waren guter Dinge. Nach dem Eintreffen des Präsidenten und seiner Ansprache begann das militärische Begrüßungszeremoniell begleitet von 6 Salutschüssen. Dann richteten sich die Blicke nach oben gen Himmel. Die Luftparade wurde mit einer Hubschrauberstaffel Mi-8 und Mi-24 eröffnet. Dann flogen Staffeln von MiG-29, SU-25, SU-30 und SU-57 vorüber. Den Abschluss bildeten schwere Transportflugzeuge vom Typ IL-76 eskortiert von Suchoj Jagdflugzeugen. Danach setzten sich die angetretenen Paradetruppen in Bewegung. Dann fing der Boden an zu vibrieren und der legendäre T-34 erschien in einer Dreier-Formation und löste eine Begeisterungswelle bei den Zuschauern aus.
Gegen 22:15 Uhr war die Parade beendet und es begann ein 30minütiges Feuerwerk. Eine Welle der Begeisterung ging plötzlich bei den Zuschauern los und mir persönlich fehlten die Worte vor Begeisterung. Wir reihten uns anschließend in die Menschenströme ein und versuchten wieder zurück zu unserem Ausgangspunkt zu kommen. Zwischenzeitlich war es 0:00 Uhr geworden und Pavel bot uns an, uns mit dem Auto ins Hotel zu fahren. Da wir noch ins Parkhaus laufen mußten, lief die Uhrzeit langsam gegen uns. Im Parkhaus selbst verbrachten wir fast 90 Minuten, weil wegen Überfüllung und einzelnen Egoistischen Autofahrern ein regelrechtes Chaos herbei organisiert wurde. Gegen 02:30 Uhr waren wir wieder im Hotel. Es stand noch eine kurze Telefon-Konferenz mit Wolgograd aus, bevor wir dann unsere letzte kurze Nachtruhe in Minsk genießen konnten.
Um 06:30 Uhr checkten wir aus und ein paar Minuten später stand auch das Taxi vor dem Hotel-Eingang. Wir versprachen wiederzukommen!
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Der Link zeigt die komplette Parade und das Feuerwerk
https://www.youtube.com/watch?v=xWjT4pZn60k
Link zur Webside
der Gesellschaft für Deutsch-Russische Freundschaft e. V.
Quelle Bilder und Text Lothar Schlüter / Woldemar Ewald
Berlin, 27. Juli 2025 Lothar Schlüter







